Hier finden Sie alle Meldungen aus der Suchtberatung.
Erlaub Dir Nein zu sagen
Ja ist gut und Nein ist schlecht, so denkt man. Aber ein Nein an der richtigen Stelle bewahrt uns vor Stress, Überforderung und übermäßiger Belastung. Klare Grenzen sind wichtig, egal ob auf der Arbeit, in der Erziehung oder in der Beziehung.
Doch warum fällt es oft so schwer Nein zu sagen? Haben wir Angst, unsere Leistungen könnten nicht ausreichen? Haben wir Angst, abgelehnt oder nicht gemocht zu werden? Haben wir Angst, etwas zu verpassen, wenn wir mal nicht dabei sind? Wollen wir nicht egoistisch erscheinen, oder haben wir einfach das Bedürfnis gebraucht zu werden? Oft ist es gut, einen Moment in sich hineinzuhören und einen Blick auf die eigenen Motive zu werfen.
Neinsagen ist keine Kunst, hier aber trotzdem ein paar Tipps:
- Nicht überrumpeln lassen! Nehmen Sie sich Zeit für eine Antwort. Vertagen Sie die Entscheidung. So haben Sie die Möglichkeit abzuwägen.
- Achten Sie auf "Honig", den man Ihnen um den Mund schmiert! Wir das Anliegen an Sie mit Schmeicheleien verpackt? "Das letzte Mal hast du doch so toll..., könntest du nicht...?" oder
- Wird Druck ausgeübt oder Schuldgefühle geweckt? "Ich weiß im Moment nicht, wo mir der Kopf steht, könnten Sie nicht...?" Wenn das der Fall ist, thematisieren Sie es im Gespräch!
- Sagen Sie auf eine schöne und charmante Weise "Nein"! Z.Bsp. "Schön, dass Sie mir das zugetraut haben, aber..."
- Rechtfertigen Sie sich nicht! Wer sich rechtfertigt, macht seine Entscheidung angreifbar.
Stellen Sie sich nicht hinten an. Auch Ihre Kraft und Zeit ist wichtig! Sorgen Sie für sich.
Rückfall
Damit aus einem Vorfall kein Rückfall wird, sollten Sie schnell und richtig reagieren! Wichtig ist, die eigene Scham zu überwinden und offen zu seinen Handlungen zu stehen. Nur so kann man im Nachhinein überprüfen, wie diese Situation entstanden ist und wie Sie sich das nächste Mal davor bewahren können.
Wenn nach einer alkoholabstinenten Phase ein "Rückfall" passiert, kann dies auch ein Chance sein, die eigenen Verhaltensweisen besser zu verstehen.
Sie können mit unserer Hilfe verstehen lernen, was Sie in Ihrem Leben verändern können, dass es besser gelingt.
Rufen Sie uns an!
Für Angehörige
"...denn immer kam einer und stahl mir meine Krise - immer haben sie mir geholfen - haben mir Geld geliehen - haben für mich gelogen - und sie haben meine Lügen gerne geglaubt - die Hilfen, die sie mir gaben, waren keine Hilfen - sie haben meine Suchtkrankheit entscheidend verlängert. Gott sei Dank, bin ich nicht an ihrer Hilfe gestorben..." Bertold Kilian (aus der Zeitschrift "Der Partner", Kassel)
Das Schlimme an Suchterkrankungen ist, dass Süchtige lange nicht sehen wollen oder sehen können, dass sie Unterstützung brauchen. Das ist ein Teil dieser Krankheit! Die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, kann nicht erzwungen, erfleht, herbeigeliebt oder erpresst werden. All diese Versuche kosten unnötige Kraft und verletzten meist beide Seiten.
Wichtig für den Süchtigen ist es, die Auswirkungen seiner Erkrankung zu erkennen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Wenn Ratschläge, Hilfestellungen und Vorwürfe wegfallen, kann selbständig eine Entscheidung getroffen werden, ganz ohne Angst wieder zu scheitern oder sich für einen erneuten Rückfall zu schämen. Im Idealfall wächst so aus der Vorstellung ein "machtloses Opfer" zu sein, der Gedanke das eigene Leben in die Hand nehmen zu können.
Das Opfer in Beziehungen mit Suchtkranken ist meist nicht der Süchtige. Er bestimmt, wann er konsumiert, wann er ansprechbar und wann zur Beziehung bereit ist. Als Angehöriger passt man sich diesen Vorgaben an oder verliert den Kontakt. Oft schmerzt es Angehörige zu erleben, dass auf einmal etwas Anderes wichtiger ist, als man selbst. Meist wird viel probiert und "geholfen", um das zu verhindern.
Natürlich kann man sich als Familienmitglied nicht daneben stellen und zuschauen. Gerade auf Eltern lastet in solchen Situationen ein enormer Druck. Der Spagat zwischen "Eigenverantwortung fördern" (loslassen) und "Hilfe geben" (ansprechbar bleiben) kann nur funktionieren, wenn die eigenen Grenzen klar gezogen sind. Denken Sie an sich selbst. Ein gesunder Egoismus gehört zu jeder Persönlichkeit.
Ob Sie sich viele Gedanken machen oder wenige ändert nichts am Verhalten des geliebten Menschen. Hören Sie auf Ihre Gefühle und sprechen Sie mit dem Betroffenen darüber. Thematisieren Sie Ihre Hilflosigkeit, Ihre Enttäuschung, Ihre Trauer und Ihre Ängste. Suchen Sie nicht nach Schuld, sondern nach einer Perspektive für die Zukunft.
Stärken Sie den "Rest" der Familie. In schwierigen Situationen ist es wichtig, dass man zusammenrückt. Ihre Ausgeglichenheit und Stärke ist die beste Hilfe, die Sie einem anderen Menschen geben können.
Für Eltern
"Hilfe, mein Kind nimmt Drogen"
Angst, Wut und Selbstzweifel sind meist die dominierenden Gefühle, wenn der Verdacht entsteht, dass das eigene Kind mit Drogen zu tun hat. "Ist unser Kind in Gefahr?", "Haben wir als Eltern etwas falsch gemacht?" lauten dann oft die ersten Fragen. Doch gerade jetzt heißt es, erst einmal Ruhe bewahren. Mit übereilten Bestrafungen, Schuldzuweisungen oder gar mit einem Anruf bei der Polizei ist schnell das letzte gegenseitige Vertrauen zerbrochen.
Die Reichweite der elterlichen Erziehung ist in den ersten Jugendjahren nur noch sehr begrenzt und geht immer weiter zurück. Der Einfluss von außen übernimmt jetzt nach und nach die Erziehungsfunktion. Jugendliche sind neugierig und haben ein geringes Risikobewusstsein. Sein Kind vor Drogenkontakt bewahren zu können ist eine Illusion. Auf Partys geht mal ein Joint rum und Alkohol ist überall verfügbar. Viele Jugendliche probieren mal etwas aus und es ist gut, wenn Ihr Kind zuhause davon erzählt. Diese Vertrauensbasis sollten Sie auf alle Fälle erhalten. Reden Sie über Ihre Sorgen und Ängste mit Ihrem Kind, schätzen Sie aber auch das Vertrauen, das Ihnen entgegen gebracht wird.
Riskant wird es, wenn Sie als Eltern merken, hier geht es nicht mehr nur um ausprobieren. Vor allem, wenn Sie schon auffallende Veränderungen im Verhalten feststellen.
- das Kind kommt kaum noch aus dem Bett
- es interessiert sich nicht mehr für sein Umfeld
- auf einmal ändern sich der alte Freundeskreis komplett
- die Schulleistungen lassen nach
- das Kind ist häufig niedergeschlagen, passiv und reizbar
- es zieht sich mehr und mehr zurück
- Absprachen werden nicht mehr eingehalten
- es gibt finanzielle Schwierigkeiten
Kommen dazu noch seltsame Rauchgeräte, kleine Plastiktütchen oder Papierbriefchen, eine Anhäufung leerer Flaschen, ein jede Nacht laufender Computer oder Spielkonsole, liegt meist ein riskantes Konsumverhalten vor.
Jetzt sollten Sie als Eltern handeln! Scham und falsche Sorge um das eigene Ansehen sind nun fehl am Platz. Riskanter Konsum kann viele Ursachen haben und schnell in eine Sucht führen. Hier sollte nun nach auslösenden Faktoren für dieses Verhalten gesucht und Alternativen entwickelt werden.
Auch als Eltern kann man jetzt viele Fehler machen und den Nachwuchs durch falsch gemeinte Fürsorge und Hilfestellung in seiner Suchtentwicklung noch vorantreiben. Sprechen Sie mit uns. Machen Sie einen Termin in unserer Beratungsstelle aus.
Krebs & Alkohol
Riskante Partnerschaft
Ob Bier, Wein oder Spirituosen: Alkoholische Getränke sind für zehn Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern verantwortlich. Wer außerdem raucht, setzt sich einem erheblich höheren Krebsrisiko aus.
- 246.700 Neuerkrankungen insgesamt
- Fast 57.600 Krebserkrankungen des oberen Verdauungstrakts (Mund, Rachen, Speiseröhre), des Darms und der Leber.
- 33.037 dieser Fälle wurden durch das Trinken von mehr als zwei alkoholischen Getränken am Tag verursacht.
- Im europäischen Vergleich belegt Deutschland einen "Spitzenplatz": 44 Prozent der Männer trinken mehr alkoholische Getränke, als ihrer Gesundheit gut tut.
aus "Riskante Partnerschaft - Mehr Gesundheit, weniger Alkohol" der Stiftung Deutscher Krebshilfe, Statistiken aus 2008
Sucht am Arbeitsplatz
Sigmund Freud sagt, ein Mensch ist dann gesund, wenn er sich in Liebe und Arbeit befriedigend betätigen kann. Zu einem gewissen Teil kann man Ursachen für eine Suchtentwicklung auch im Arbeitskontext finden. Interpretiert man befriedigend als stimmig mit den eigenen Bedürfnissen - also in Balance - und richtet dann den Blick in die Arbeitswelt, zeichnet sich gesamtgesellschaftlich ein Bild, in dem viele scheinbar zunehmend diese Balance verlieren.
Zeitdruck, Stressbelastung, Sinnverlust, Unvereinbarkeit von Privat- und Berufsleben münden in psychischen Belastungen. Allgegenwärtig werden Suchtmittel vielfach als "Medikament" zum Abschalten und zum scheinbaren Ausgleich konsumiert. "Bis zu fünf Millionen Beschäftigte haben sich nach Expertenschätzungen schon mit verschreibungspflichtiger Arznei gedopt, um im Job leistungsfähiger oder besser gegen Stress gewappnet zu sein." (Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK 2015). Laut einer Befragung im AOK-Fehlzeitenreport 2013 haben 5,3 % der befragten Beschäftigten in der letzten Woche täglich Alkohol getrunken. Bemerkenswert ist, dass der regelmäßige Alkoholkonsum mit steigendem Bildungsstand zunimmt. Mit diesen täglichen "Gewöhnungsritualen" steigt das Suchtrisiko stark an.
Kurzfristig wird mit dem Konsum eines Suchtmittels eine positive Wirkung erzielt. Die verlorene Balance und der Druck, welche als belastend erlebt werden, sind scheinbar verschwunden oder gebessert. Die anschließende "Ernüchterung" und der Wunsch nach "einfacher Entlastung" lässt einen Teufelskreis entstehen, der dann über fortgesetzten Substanzmissbrauch in der Sucht endet.
Neben den Ursachen, lohnt es sich, auch hinsichtlich der Auswirkungen von Sucht, einmal in die Arbeitswelt zu schauen. Das Glas Sekt zur Geburtstagsfeier, der Umtrunk beim Jubiläum oder nach dem Vertragsabschluss, das Feierabendbier: Alkohol gehört für viele Erwachsene zum Alltag, auch am Arbeitsplatz. Für Verantwortliche stellt sich hier die Frage nach dem Umgang mit Alkohol und anderen Substanzmitteln (Tabak) im Unternehmen. Wie gehe ich mit dem Thema um? Welche Kulturen will ich fördern oder unterbinden?
Klar ist, dass konsequentes Handeln gefragt ist, wenn ein Mitarbeiter am Arbeitsplatz suchtmittelbedingt auffällig wird. Hier sind Führungskräfte aufgefordert, möglichst frühzeit zu handeln und mit Interventionsgesprächen einzuschreiten. In den Gesprächen geht es darum, Rückmeldungen zum auffälligen Verhalten zu geben und klare Grenzen aufzuzeigen und letztlich dem Betroffenen Unterstützung anzubieten.
Die Psychosoziale Beratungsstelle des Caritasverbandes f.d. Landkreis Main-Spessart bietet neben dem Suchtberatungsangebot für Betroffene und Angehörige seit vielen Jahren auch Kooperationen für Firmen der Region mit u.a. auch Seminaren und Beratung im Handlungsfeld "Umgang mit Sucht am Arbeitsplatz" an.