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Unterkunft schließt zum Monatsende – Ende Februar ist es soweit, die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wird nach gut drei Jahren geschlossen, schon seit längerer Zeit geht die Zahl der jungen Bürgerkriegsflüchtlinge zurück. Es war überwältigend, wie viele Gäste sich am Freitagabend zur Abschiedsfeier eingefunden hatten. Neben den vielen ehrenamtlichen Helfern, Unterstützern, Freunden, waren auch viele ehemalige Bewohner gekommen.

„Alle befinden sich in einer schulischen oder betrieblichen Ausbildung", informierte Antonia Siegler, Leiterin der Wohngruppe. Viele Ziele seien an Weihnachten 2014 gesetzt worden, eine Vielzahl auch gemeistert worden, freute sich die Leiterin, alle könnten auch etwas stolz auf sich sein. Dass Familie Gebert ihr Haus zur Verfügung stellte, war ein Glücksfall. Dadurch konnte der Charakter einer Wohngemeinschaft mit Pflichten wie Einkaufen, Kochen, verwirklicht werden, was in dieser Form in einem Heim nicht möglich gewesen wäre. 21 „Jungs" wohnten in dieser Zeit im dem Haus, in dem schon früher Heimatvertriebene ein neues Zuhause gefunden hatten. Die jungen Männer kamen aus Eritrea, Afghanistan, Irak, Armenien, wurden teilweise anschließend ambulant nachbetreut. Selbstverständlich gab es Probleme zu bewältigen, positive Erlebnisse überwogen. Daher gelte ihr Dank den vielen Helfern, es hatte sich ein tolles Ehrenamtsnetzwerk entwickelt. Unterstützung bei den Hausaufgaben, der Bewältigung im Schullalltag durch pensionierte Lehrkräfte oder in einem Schwimmkurs und einem Erste-Hilfe-Kurs trugen wesentlich zu einer Integration bei, nicht zu vergessen die Altfelder Vereine.
„Grenzen bestehen nur im Kopf", wie es der 2. Bürgermeister Manfred Stamm ausdrückte, wenn sie überwunden sind, existieren sie nicht mehr. So wurden aus Fremden Freunde. „Das Haus wurde eure Heimat", stellte Stamm fest, „etwas Besseres hätte es nicht geben können". Sein besonderer Dank galt Familie Gebert, die ohne zu zögern das leer stehende Haus zur Verfügung gestellt hatte. Er betrachtete das Projekt als gelungen, dank der Verwurzelung in der neuen Umgebung seien sie auf dem besten Weg in die Zukunft.
Rückblick der Vorsitzenden Caritasverband Main-Spessart
„Ohne Fürsorge und verlassen von allen ist die größte Krankheit, der Mangel an Liebe und Nächstenliebe das größte Übel in unserer Zeit", zitierte Magda Hartmann, Vorsitzende des Caritasverbands Main-Spessart, Mutter Theresa von Kalkutta. Sie erinnerte sich, als im Jahr 2014 200 000 Flüchtlinge nach Deutschland kamen, es fehlte überall an Betreuungspersonal und geeignetem Wohnraum. Der Caritasverband Main-Spessart hatte sich schon früher für die Betreuung und Unterbringung eingesetzt, nun musste ein Konzept in kürzester Zeit entwickelt werden. Gabriele Kimmel, Geschäftsführerin im Caritasverband Main-Spessart, stellte sich der Herausforderung, gewann Antonia Siegler, die bereits am nächsten Tag ihre Aufgabe antrat, „mit sehr viel Energie und Schaffenskraft ging sie an die Arbeit." Integration und Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben standen im Vordergrund. Sprachbarrieren mussten zunächst überwunden werden, aber ihr ehrlicher Umgang mit den Jugendlichen verschafften ihr Respekt und Anerkennung. Die freundliche Aufnahme in der Bevölkerung, das Engagement aller Helfer und der Vereine, vor allem dem Sportverein, verdienten höchste Anerkennung. Auch die jungen Flüchtlinge zeigten ihren Willen zur Integration. So wurde beim Auf- und Abbau des Weihnachtsmarktes in Altfeld geholfen, für den Weihnachtsmarkt in Lohr gebastelt, die Hälfte ihrer Einnahmen der Bahnhofsmission Würzburg gespendet, ferner unterstützten sie das Diözesanbüro in verschiedenen gemeinnützigen Projekten.
Gabriele Kimmel, Geschäftsführerin Caritasverband Main-Spessart, erinnerte sich an einen turbulenten Dezember 2014, als für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge eine passende Unterkunft gesucht werden musste. Alles wurde gut, Pfarrer Alexander Eckert hatte die Zusage der Familie Gebert, ihr Haus zur Verfügung zu stellen, Antonia Siegler begann sofort ihre Arbeit.
Ihr gelte ein besonders großes Lob, zusammen im Team hatte sie mit den jungen Menschen „eine Top-Arbeit geleistet und ihnen ein Zuhause eingerichtet ". Auch dem Herrgott wollte sie ein Dankeschön aussprechen, so manches Mal war man vor unlösbaren Problemen gestanden, „und dann tat sich ein Weg auf!"
„In diesem Haus, dessen Geschichte tief mit dem Schicksal von Flucht verwurzelt ist, konnte Wunderbares geschehen." Pfarrer Alexander Eckert machte klar, dass dies eine wesentliche Voraussetzung für die bewundernswerte Arbeit war, die so viele Menschen in den vergangenen Jahren geleistet haben. Er hatte einen „Baum des Lebens" mitgebracht, der das Leben der jungen Menschen symbolisierte. Die blattlose Krone, die Wurzeln verkörperten die dunkle Vergangenheit, die Rinde den Schutz in der neuen Umgebung und der blühende, saftig grüne Teil Gegenwart und Zukunft. Mit einem ergreifenden Text sangen die Gäste zusammen mit den Flüchtlingen die Melodie „Nehmt Abschied Brüder".
Mit einem selbst zubereiteten köstlichen Menü zeigten die Jugendlichen nach dem offiziellen Teil ihre Dankbarkeit und Anerkennung. Jafar Muzafari, neben Jan Habibi, Ali Khavhary und Farzad Muhammadi der letzte Bewohner, bedankte sich mit einer kleinen Rede bei allen Helfern für die große Mühe und Unterstützung: „Hier in Altfeld waren die Menschen sehr gut zu uns."

Robert Köhler

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